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Magdalena Felice

Elisabeth Wedenig
Aus dem Raum gefallen

Elisabeth Wedenig zählt zu jenen Maler*innen, die ihre Bildwelten in einem Spannungsfeld zwischen Gegenstands-beschreibung und Abstraktion entwickeln. Ihre Kunst wird von dem Leitgedanken getragen, dass es nicht nur eine Wahrheit gibt, das Wahrheit wandelbar und flexibel ist und sich daher auch Bilder verändern können. In ihren Werken vereint die Künstlerin reale und imaginäre Räume, verzahnt, überlappt und verdichtet sie zu Bildwirklichkeiten, denen etwas Tiefsinniges, ja Geheimnisvolles anhaftet. Menschen, Tiere und manchmal auch Mischwesen bevölkern fragile Bildräume. Sie sind, wie auch die Objekte, ornamentalen Details, Architekturen und Landschaftsausschnitte, die in den Bildern auftauchen, oft Versatzstücke aus Erinnerungen oder Träumen, kunsthistorischen Bildern oder Fotografien. Neben dem Gegenständlichen steht, als ebenbürtiger Aspekt der Gemälde, die malerische Formulierung. Sie vereint eine kräftige, farbige Gestaltung, die sich immer wieder von der Gegenstandsbeschreibung löst, sich verselbstständigt und in starken Kontrasten und farblichen Harmonien die Gemälde überzieht, mit Charakteristika der Zeichnung wie Linearität und freigelassenen Stellen, die die Leinwand als Bildträger sichtbar belassen. Die sprechenden Titel fügen etwas Narratives hinzu, verlebendigen und verstärken gleichzeitig das Rätselhafte.


Vieles in den Bildwerken von Elisabeth Wedenig, die zumeist in Serien arbeitet, entsteht während des Herstellungs-prozesses. Gleichzeitig sind es oft bewusst eingeleitete Prozesse außerhalb der malerischen Arbeit, die thematische Vorgaben liefern, etwa der Briefaustausch mit Kolleginnen oder der Abgleich des Erinnerungsvermächtnisses von Reisen des Großvaters mit den eigenen Erfahrungen beim Nachvollzug der Reisen im Jetzt.


„Aus dem Raum gefallen“ ist eine mehrteilige Arbeit aus verschieden großen Leinwänden, die in unterschiedlichen Höhen an eine Wand gehängt und gestellt sind, sich dabei teilweise gegenseitig verdecken, und dennoch gemeinsam einen einzelnen Bildraum bilden, eine Szenerie darstellen. Dadurch kommt es einerseits zu einer Entgrenzung der Malerei, die in der Gesamtansicht wie auf die Leinwände projiziert erscheint. Das Nicht-Ausformulieren einzelner Figuren und Objekte unterstreicht den ephemeren Charakter, der dadurch entsteht. Andererseits lässt die Technik der Malerei auf Leinwand ein Umhängen und Umstellen zu anderen Konstellationen im realen Raum zu und macht sichtbar, dass jedes Bild nur einen Ausschnitt zeigt. Wie auch bei anderen Arbeiten überträgt die Künstlerin einzelne Details aus den Gemälden auch in Zeichnungen und variiert sie dort.


Mit dem Werkzyklus, der schlussendlich durch den Blick der Betrachtenden vervollständigt wird, verdeutlicht Elisabeth Wedenig auf unterschiedlichen Ebenen die Variabilität von Wahrnehmung und Wirklichkeitserfahrung.


Anlässlich des Ankaufs  des MMKK, MUSEUM MODERNER KUNST KÄRNTEN, Klagenfurt, 2020

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